Armin Laschet nimmt an einem Symposium der Tönnies Forschung zur Frage “Wohin entwickelt sich die deutsche Nutztierhaltung?” teil. Hierbei sei der Konsens bei Teilnehmenden gewesen, dass Tierhaltung ein “essentieller Teil einer kreislauforientierten Landwirtschaft” sei und bleiben würde und “Fleisch ein wichtiger Baustein für eine ausgewogene, gesunde Ernährung” sei.
Es wurde hauptsächlich diskutiert wie Tierhalter*innen Sicherheit und mehr Unterstützung bei der Anpassung an Umwelt- und Tierwohlstandards bekommen können, wie zum Beispiel klare Vorgaben zu Mindestkriterien von Tierwohlställen und Finanzierungsmodelle für deren Errichtung. Laschet forderte in diesem Kontext Bürokratieabbau und Kompromissfähigkeit. Elementar sei ein gesamtgesellschaftlich getragenes Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft.
Es ist löblich, dass Laschet sich mit dem Thema auseinandersetzt und an schnellerem Handeln interessiert ist, wobei ein Konsens eine wichtige Rolle spielt. Nur vergisst er dabei, dass es wichtig sein könnte den Konsens zu beeinflussen, um "Tierwohl" mit ambitionierteren Zielen zu erreichen. Denn aus dem Symposium wird deutlich, dass "Tierwohl" nur Wertigkeit hat, insofern es die breite Gesellschaft fordert und es Profite der Tierhalter*innen nicht zu sehr negativ beeinflusst.
Des Weiteren scheinen manche Aussagen politisch oder wirtschaftlich motiviert, wie zum Beispiel, dass “Fleisch ein wichtiger Baustein für eine ausgewogene, gesunde Ernährung” sei. Solche Narrative erschweren die Arbeit am Umbau geschweige denn dem Abbau der sogenannten Nutztierindustrie, da sie nicht auf Fakten basieren. Die Aufrechterhaltung der Tierindustrie wird zudem als einzige Möglichkeit dargestellt, obwohl auch Konzepte eines sozialgerechten Ausstiegs aus der Tierhaltung möglich und vor allem für Tiere, Menschen und Umwelt nötig wären.
Der Konzern Tönnies als Großschlachterei steht zudem immer wieder durch Skandale in Bezug auf Tier- und Arbeitsschutz massiv in der Kritik. Es ist fraglich wie ernst Bemühungen um "Tierwohl" aus dem Mund dieses Konzerns zu nehmen sind.
»Der Austausch zwischen Politik, Unternehmen, Handel und Landwirten muss intensiviert werden. Das Konsensprinzip muss auch in der Landwirtschaft gelingen. (...) Die Alternative wäre, den Sektor als nicht systemrelevant zu betrachten und infolgedessen die Nahrungsmittel zu importieren."
Rheda-Wiedenbrück; Symposium der Tönnies Forschung: Quo vadis Nutztierhaltung?; 22.03.2024