In ihrer Antwort auf die Frage, warum es trotz verfügbarer Impfstoffe immer noch keine Impfpflicht für Geflügel gegen die Vogelgrippe und für Schafe gegen die Maul- und Klauenseuche gebe, erklärt Katrin Göring-Eckardt, dass seit Februar 2023 eine Impfung von Geflügel gegen die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) in der EU durch die Verordnung 2023/361 grundsätzlich möglich sei. Allerdings würden bisher geeignete, zugelassene Impfstoffe innerhalb der EU fehlen. Forschungsgruppen, wie die am Friedrich-Löffler-Institut (FLI), arbeiteten aktiv an der Entwicklung solcher Impfstoffe.
Göring-Eckardt stellt klar, dass das genannte Medikament Tamiflu (Oseltamivir) für Menschen zugelassen sei, sich jedoch nicht als Impfstoff für Tiere gegen die Vogelgrippe eigne. Sie weist darauf hin, dass seit Mitte Februar 2024 die Meldungen über Ausbrüche bei Hausgeflügel und Fälle bei Wildvögeln weltweit stark zurückgegangen seien. In Deutschland gab es seit März 2024 keine Ausbrüche bei Hausgeflügel mehr. Trotzdem sollten weiterhin die empfohlenen Schutzmaßnahmen beachtet werden, um die Ausbreitung von Tierseuchen zu verhindern.
Aus tierschutzpolitischer Sicht weist die Antwort von Katrin Göring-Eckardt sowohl positive als auch kritikwürdige Aspekte auf.
Positiv hervorzuheben ist, dass sie die grundsätzliche Möglichkeit einer Impfung von Geflügel gegen die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) und die laufende Forschung zur Entwicklung geeigneter Impfstoffe betont. Das zeigt ein Bewusstsein für die Bedeutung von präventiven Maßnahmen zum Schutz der Tiere und die Bereitschaft, wissenschaftliche Entwicklungen in den tierschutzpolitischen Diskurs einzubeziehen.
Kritisch anzumerken ist jedoch, dass die Antwort keine konkreten Maßnahmen oder Pläne zur Beschleunigung der Impfstoffentwicklung und -zulassung nennt. Aus Sicht des Tierschutzes wäre es wünschenswert, wenn die Politik sich stärker für die zügige Bereitstellung und Einführung von Impfstoffen einsetzt, um die Notwendigkeit von Massentötungen und anderen drastischen Maßnahmen im Seuchenfall zu minimieren. Auch die Tatsache, dass trotz sinkender Ausbruchszahlen keine weiteren Schritte unternommen werden, um die Tiergesundheit proaktiv zu sichern, könnte als unzureichend angesehen werden, da die Vogelgrippe eine schwelende ernstzunehmende Gefahr darstellt. Das Virus ist bereits auf Rinder und Menschen übergesprungen. Aud die Maul-und-Klauenseuche geht sie überhaupt nicht ein.